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10. Konfrontative Pädagogik (KP)

Die Wurzeln der konfrontativen Pädagogik liegen in den USA  (Ferrainola: there´s no bad boy and no bad girl). Die zentrale Botschaft kommt im Opferschutz zum Ausdruck. Ansätze der Konfrontativen Pädagogik sind in der Sozialpädagogik und der Erlebnispädagogik zu finden.

Die theoretischen Grundlagen gehen auf Banduras (lerntheoretisch- kognitives Paradigma: aggressives Verhalten kann verlernt werden), Kelly (Kognitionspsychologie: Gewaltbereiter ist Wissenschaftler, der sich so aus falschen Grundlagen verhält), Farelly (Provokative Therapie: übertreibender Therapeut) und Ferrainola (optimistisches, positives Menschenbild) zurück.
Als Fazit dieser Grundlagen ist es wichtig, den Menschen zu mögen (80%), die Tat aber zu hassen (20%). Ein autoritativer Führungsstil, in dem eine klare Linie mit Herz vorgelebt wird, ist wichtig.

Kurzgefasst lässt sich das Vorgehen in der KP so darstellen:
Konfrontation = Auseinandersetzung
Auseinandersetzung = Kommunikation
Kommunikation = Struktur
Struktur ist wichtig und erleichtert richtiges Verhalten

Im Rahmen oftmals eingeschränkter Lebensumstände gilt der Mensch heute als Schaffer seiner eigenen Lebensgestaltung. In den 70er Jahren galt er noch als Opfer gesellschaftlicher Missstände und dann in den 80er Jahren machte man seine problematische Biographie und die dazukommenden gesellschaftlichen Missstände für die  gestörte Lebensführung verantwortlich.

Jede Konfrontation in der KP geht immer einher mit Vertrauen und Akzeptanz. Das meint, dass der Mensch akzeptiert wird, seine Gewaltbereitschaft wird jedoch völlig abgelehnt. In der Arbeit in der KP gilt es, hinzusehen, sich einzumischen und dann zu konfrontieren. Dem Täter wird das geboten, was er durch sein Handeln provoziert.
Für viele Jugendliche der heutigen Zeit ist Gewalt ein Gefühl, das Spaß macht, das stark macht. Solche jungen Menschen sehen sich selbst als Menschenkenner und benutzen die Opfer als Tankstelle für ihr eigenes Selbstbewusstsein. Sie sind Weltmeister in (Gewalt-) Rechtfertigungen und erwarten immer auch Respekt. Gewalt ist in ihrer Definition Stärke, Friedfertigkeit ist Schwäche.
Das heutige Familienbild hat sich völlig verändert, es gibt die klassische Familie kaum noch und die jungen Menschen werden immer mehr gezwungen , alleine und ohne Beistand ihre Erfahrungen zu machen. Dies geht häufig schief und gipfelt in Straftaten, Suchtverläufen und Anonymität im Internet. Der Staat ermöglicht immer mehr Versuche, dies wieder gerade zu rücken, wie das AAT, das CT oder auch die KP. Das AAT wurde  von Weidner und Heilemann 1986 in  der JVA Hameln entwickelt. Daraus resultierend hat Gall Ende der 90er Jahre das CT für Schulen u.ä. entwickelt.  Die KP geht auf  Gall, Brand und Weidner zurück, die in ihr ein pädagogisch vertretbares, dennoch aber konfrontatives Vorgehen aufgestellt haben.
Die Konfrontation geschieht immer als Friedensbotschaft. Es wird Flagge gezeigt für sich selbst und auch andere. Konfrontation und Grenzziehung ist Hilfe.
Die KP ist ein möglicher Lösungsansatz.

Dies sind die wesentlichen Aspekte  des Angebotes:
Theoretische Informationen über die KP
Eingehen auch auf das AAT und das CT
Kollegen lassen sich fortbilden
Alle machen mit (verbindliche Regeln für alle)
Fortbildungsmöglichkeiten: AAT, CT, EP, Streitschlichtung, ...
Benennen kompetenter Ansprechpartner (Aufbau eines Netzwerkes)

Die KP provoziert sehr gerne und kitzelt den Jugendlichen. Es werden klare, verbindliche Regeln für alle festgelegt und die Regeleinhaltung wird auch von allen eingefordert. Konfrontation ist Regelverdeutlichung und Opferschutz.
Wenn eingegriffen wird, geschieht dies, weil man etwas nicht zulassen will.
Denn

Verhaltensauffällige kennen die Konfrontation, das ist ja ihre eigene Sprache. Genau diese Sprache sprechen wir in der KP auch. Die Jugendlichen kriegen schnell das Gefühl, dass nicht sie selbst schlecht sind, wohl aber ihr Verhalten. Immer spielt die Opferperspektive eine große Rolle.